Tabletteneinnahme

Pharmakotherapie als Behandlungsbaustein

Nicht jede psychische Erkrankung muss mit Medikamenten behandelt werden. Wenn jedoch eine Indikation gemäß aktueller Leitlinien besteht, kann eine Pharmakotherapie die Psychotherapie sinnvoll und notwendig ergänzen, um Symptome zu lindern und die Therapiefähigkeit zu verbessern.

Indikationsgerechter und transparenter Einsatz von Psychopharmaka

Wir sind uns bewusst, dass der Einsatz von Psychopharmaka kontrovers diskutiert wird. Oft haben Patienten z. B. Sorge vor Persönlichkeitsveränderung, Nebenwirkungen, Abhängigkeit. Diese Bedenken nehmen wir ernst. 

Gleichzeitig basiert die moderne Pharmakotherapie auf wissenschaftlicher Evidenz und den Empfehlungen medizinischer Fachgesellschaften für spezifische Erkrankungen und Phasen. Ein verantwortungsvoller Umgang schließt eine sorgfältige Indikationsstellung und Aufklärung mit ein, um unsachgemäßer Anwendung vorzubeugen.

Partizipative Entscheidungsfindung und umfassende Aufklärung

Die Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Behandlung treffen wir stets gemeinsam mit Ihnen auf Basis einer partizipativen Entscheidungsfindung. Voraussetzung hierfür ist eine umfassende Aufklärung über die spezifische Indikation, die erwartete Wirkung, potenzielle Nebenwirkungen, Behandlungsalternativen sowie die voraussichtliche Dauer der Einnahme. Der stationäre Rahmen ermöglicht eine engmaschige Überwachung und kurzfristige Anpassung der Medikation bei unzureichender Wirkung oder auftretenden Nebenwirkungen.

Grundsätze unserer Pharmakotherapie

Bei einer Indikation zur medikamentösen Behandlung folgen wir strengen Qualitätsstandards:

  • Leitlinienkonformität: Orientierung an aktuellen wissenschaftlichen Behandlungsleitlinien.
  • Fachärztliche Verordnung: Medikation ausschließlich durch erfahrene Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie.
  • Berücksichtigung von Komorbiditäten: Einbeziehung bestehender körperlicher Erkrankungen und deren Behandlung.
  • Sicherheitsmonitoring: Durchführung aller empfohlenen Kontrolluntersuchungen (Laborwerte, EKG etc.).
  • Interaktionsprüfung: Sorgfältige Prüfung potenzieller Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
  • Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) & Pharmakogenetik: Bei Bedarf Einsatz von Blutspiegelkontrollen und ggf. pharmakogenetischer Diagnostik (z.B. Cytochrom-P450-System) zur Optimierung von Wirksamkeit und Verträglichkeit (gemäß AGNP-Standards).

Dynamische Anpassung und moderne Therapiekonzepte

Insbesondere bei chronischen Verläufen ist eine kontinuierliche Anpassung der Medikation an den Krankheitsverlauf und die Behandlungsphase (Akutbehandlung, Stabilisierung, Erhaltungstherapie) erforderlich. Ziel ist oft eine möglichst niedrige, aber wirksame Dosis im Rahmen eines multimodalen Gesamtbehandlungskonzepts. Dabei integrieren wir auch aktuelle Erkenntnisse, wie z. B. aus der Chronopharmakologie, die den Einfluss biologischer Rhythmen auf die Medikamentenwirkung untersucht, um die Therapie weiter zu individualisieren.